WAS SIE DA EIGENTLICH ERWARTET
... das klassische Drehbuch jedes Vorstellungsgesprächs


Das Vorstellungsgespräch hat verschiedene Phasen, die meistens schön brav hintereinander kommen, aber auch so ein bisschen ineinander verschachtelt sein können. Wichtig ist, dass Sie wissen, was da auf Sie zukommt. Also:


1. "Warming up" und "Smalltalk"-Phase


Sie kommen zur Türe rein, drücken sich das Händchen und wärmen sich ein bisschen zusammen auf, wie die Turner beim ersten lockeren Rundendrehen. Man schwätzt ein bisschen über Kleines, Belangloses: Das Wetter, die Anreise, die Innendekoration oder über die Witterung oder das Wetter.

Denken Sie ja nicht, dass Sie diesen Teil überspringen können. Es ist wie das Beschnuppern bei Hunden, nur diskreter (Sorry!): Wir wollen herausfinden, wer das ist da drüben, einfach mal so grundsätzlich.

In dieser Phase stellt sich heraus, ob jemand kommunizieren kann, ob er locker oder steif ist, zugänglich oder reserviert, ein Schwafli (zu deutsch: Schwätzer) oder ein stilles, unergründlich-schweigsam' Wasser. Wer hier nicht locker mitmacht, qualifiziert sich als Eigenbrötler, Kommunikations-"Neurotiker", als arrogant oder schüchtern.

Nach zwei bis fünf Minuten ist der Zauber meistens von selbst vorbei. Wenn nicht, sollten Sie dann langsam signalisieren, dass Sie zur Sache kommen wollen, indem Sie immer knappere Antworten geben und immer erwartungsvoller gucken. Das wirkt. Und dann kommt, wenn der Personal-Mensch ein Profi ist, die...


2. Kurze Planungsphase


Der Personal-Mensch erklärt, wie lange Sie in welcher Reihenfolge miteinander worüber sprechen werden und ob Sie einverstanden sind. Sagen Sie hier schön brav "Oh ja, super, genaus so", wenn Sie sich nicht bereits hier als Querulant und Besserwisser verurteilen wollen. Es sei denn, Sie ergänzen noch etwas, was Ihnen wichtig ist und was vergessen wurde, z.B. die Präsentation der Stelle oder so "Kleinigkeiten". Und dann gehts meistens so weiter:


3. Präsentation des Unternehmens


Sie bekommen anhand von Folien, Blättern oder Glanzlackbroschüren gezeigt, was da für ein toller Arbeitgeber Ihrer harrt. Eine gute Gelegenheit für Sie, nicht nur Informationen und wichtige Zwischentöne zu sammeln, sondern sich durch gekonnte Gegenfragen oder Ergänzungen zu profilieren als informierte/r, interessierte/r und bestens vorbereitete/r KandidatIn.

Etwa so: "Ich habe kürzlich von Ihrem Produkt Schaumi gehört, das soll ja unerhört wirksam sein." oder "Ich habe da in Ihrem Jahresbericht gelesen, dass... Haben Sie da noch ein paar Details?" Das wirkt. Man merkt, dass Sie hellwach und dabei sind.

(Diese Phase kommt oft auch erst nach Ihrem Part, damit Sie nicht "der Spur nachreden" können.)

Und jetzt kommen meistens wirklich Sie dran:


4.1. Ihr beruflicher Werdegang


Das Kapitel startet meistens etwa so: "Erzählen Sie doch einmal, was Sie in Ihrem Leben so alles getan haben?" oder "Geben Sie doch einmal einen kurzen Abriss über Ihren Werdegang" oder ähnlich. Hier gehts noch nicht um die Details. Es geht darum, ob Sie überhaupt reden und prägnant, präzise und konsistent Ihr eigenes Leben schildern können. Verlieren Sie sich nicht in unwichtigen Details:
"Ich wurde als Kind einer armen Bauernfamile im Emmental geboren, mein Vater war Bauer und mein Grossvater auch. Der war ausserdem noch Imker und deshalb dachte ich mir schon damals, als ich als Junge von einer Biene usw.".

Wichtig ist, dass Ihr Leben Sinn macht, Ihre Schritte begründbar und nachvollziehbar sind und das alles irgendwie zusammenhängt. Das können Sie üben. Wenn Sie hier völlig danebenhauen, haben Sie einen Vorteil: Das Gespräch dauert nicht mehr lange und wird wohl höflich, aber zügig beendet. Wenn nicht, geht's in die Details:


4.2. Interview



Jetzt kommen die vielen Fragen der Personal-Menschen. Jetzt interessieren die Details Ihrer bisherigen Erfahrungen, Ihr Fachwissen, aber auch Ihre Persönlichkeit, Ihre Berufspläne, Visionen, Ihr soziales Umfeld, Sie als Privatperson etc. Wenn Sie mehr wissen wollen zur Interviewerei, dann erfahren Sie das hier.

Haben Sie keine Angst, nachzufragen, wenn Sie eine Frage nicht verstanden haben. Aber nicht: "Könnten Sie vielleicht bitte die Frage nochmal wiederholen, ich hab's nicht verstanden (= ich Dummie = Filter)?", sondern: "Was genau wollen Sie wissen?", "Wie meinen Sie die Frage genau?" oder ähnlich (dann ist eher der andere der Dummie).

Werden Sie nicht zickig, wenn Sie ein Frage nicht gerade toll finden. Wenn Sie hier auf beleidigt machen, haben Sie verloren. Vielleicht ist so eine Frage auch nur ein Test, wie Sie in schwierigen Gesprächs-Situationen reagieren. Beissen Sie dann am besten einen freien Fingernagel ab.


5. Die Stelle und Ihre Aufgaben


Und jetzt kommt der Personal-Mensch dran, wenn er sich noch für Sie interessiert. (Wenn nicht, wird dieser Part meistens sehr kurz oder übersprungen und man geht ans Abschiednehmen...)

Jetzt geht's um die Stelle, die Aufgaben im Einzelnen, die Organisation drum herum, die Erwartungen, die Ziele etc.

Haben Sie hier auf keinen Fall falsche Hemmungen: Fragen Sie nach, haken Sie ein. Die meisten (Personal)-Menschen haben eine angeregte Diskussion lieber als einen langen Monolog. Hier können Sie auch zeigen, dass Sie mitdenken und -diskutieren können. Und ausserdem erfahren Sie Wichtiges über Ihr zukünftiges Leben, falls Sie die Stelle annehmen. Und Sie können viele Verstärker einsetzen durch Hinweise auf Ihre Berufserfahrungen: "'Ne Messe organisieren, super! Das hab' ich bei xy schon gemacht, da habe ich die ganze Messe in Köln auf die Beine gestellt. Hat unheimlich Spass gemacht und toll geklappt." oder "Wir haben bei uns auf der Baustelle die Befestigungselemente von der Konkurrenz verwendet, die hatten einige heftige Nachteile... ."

Am Schluss dieses Teils kommt sicher auch die Frage, ob Sie noch Fragen haben. Hier sollten Sie möglichst schweigen und dumm an die Decke gucken, damit man merkt, dass Sie voll dabei sind. Im Ernst: Es gibt immer etwas zu fragen! Aber fragen Sie nicht: "Wieviel Ferien hat man hier?" oder "Wie sind die Sozialleistungen..." Das zeigt, worauf Sie im Leben grossen Wert legen. Vorsicht: Filter Total.


6. Sind Sie die Richtige oder der Falsche


Irgendwie wird in dieser Diskussion auch die Grundfrage beantwortet: Kann er's / sie's oder nicht? Sind Sie die Richtige oder nicht? Stimmen Ihr Profil und die Anforderungen überein?

Ich habe schon Interviews erlebt, wo direkt gefragt wurde: "Sie haben jetzt alles über die Stelle gehört. Was meinen Sie: Was können Sie, was nicht, wo müssen Sie noch aufholen...".

Nur nicht nervös werden: Eine tolle Gelegenheit für Sie, nochmal richtig zu zeigen, was in Ihnen steckt. Fangen Sie mit dem an, was kein Problem ist, bringen Sie fulminante Beispiele als Verstärker. Erklären Sie aber auch präzise, was Sie nicht können. Je nebensächlicher das für den Job ist, umso weniger wirkt's als Filter. Wenn Sie die Kernaufgaben nicht beherrschen, dann flunkern Sie um Gottes willen nicht lange herum. Sie würden nicht glücklich werden in dem Job.


7. Der Vertrag & Konditionen


Und jetzt, ganz zum Schluss und meistens erst im zweiten Gespräch gehts um die Details eines möglichen Vertrages. Hier wird sicher auch das Gehalt verhandelt. Bleiben Sie cool und machen Sie hier nicht die Fehler, die die meisten machen.


8. Verabschiedung


Und irgendwann geht's ans nach Hause gehen. Aber nicht einfach: "Wir sehen uns dann, adehe...", sondern mit einer klaren Vereinbarung in der Tasche. Wer ruft wann wen wozu an? Wer macht bis wann noch was, z.B. Unterlagen nachreichen, Vertragsentwurf schicken etc.? Und dann tschüss... aber das können Sie ja.



Voilà, so sieht's aus, das wird also geschehen im Interview. Natürlich laufen die Phasen ineinander, sind von Gespräch zu Gespräch vielleicht etwas anders sortiert, aber im Wesentlichen kommt genau das. Mehr nicht!

Bereiten Sie sich genau darauf vor und dann rein in die Geschichte! Sie werden's schon schaffen!!!

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