ÜBER GELD SCHWEIGT MAN... |
Über die Naturhemmung der Schweizer, über Geld zu reden! Auch für Deutsche und Österreicher geeignet... |
1. Runde - Gong: Ich stellte bei einem sehr guten Kunden einen sehr guten, ziemlich hochkarätigen Manager vor. Nach einem sehr erfolgreichen Gespräch (ich hab' mich schon auf die Provision gefreut) antwortet er auf die Frage: "Was wollen Sie denn verdienen?" mit der Gegenfrage, "Was haben Sie sich denn so gedacht?" Tolle Antwort. Ich sitze daneben und denke: "Ups?" (Das denk' ich öfter in solchen Situationen, wenn's entgleist.)
2. Runde - Gong: Der Personal-Mensch guckt zu Recht ein bisschen dupiert, denn wer kassiert schon gern eine Gegenfrage auf eine einfache Frage. Und er fragt - noch freundlich: "Wir haben schon so unsere Ideen, aber ich wollte wissen, was Sie sich denn so vorgestellt haben?"
Da erwacht des edlen Ritters Kampfesgeist und die Naturhemmung in unserem Schweizerli: "Grummel, chnorz, murks, jaja, äh, ehm, aber Sie haben doch sicher ein Gehaltssystem, wo ist denn die Stelle da angesiedelt?" Ein Tiefschlag; schlicht unanständig... Ich sitze daneben, werde etwas weisslich und denke "Doppel-Ups?!?"
3. Runde - Gong: Personal-Mensch wird bitter. Es zuckt durch den Kopf "Herrgottnochmal, ich hab' zuerst gefragt?" und es kommt dick und süss-sauer: "Natürlich haben wir ein Gehaltssystem, aber ich will jetzt von Ihnen wissen, was für einen Preis Sie haben...". Ich versinke daneben in meinem Stuhl, werde hellweiss, suche mit meinem Bein nach dem Bein meines Bewerbers, um ihn zu treten, aber der holt schon zum letzten, endgültigen Schlag aus:
4. Runde - Gong und K.O.: "Ich will Ihnen nicht einfach so eine Zahl nennen, das hängt doch vom Job ab und von Ihrem Unternehmen, was können Sie denn so zahlen?" Schrei!!!! Ich beisse in die Tischkante und dem Bewerber ins Bein, ich küsse den armen Personalmenschen tröstend auf die feuchte Stirn, das Rennen ist gelaufen. Mein Mann meint, er sei ein cooler Verhandler und habe eben gewonnen, dabei ging er auf die Bretter und hat's nicht einmal gemerkt. K.O.
Er wurde steif-höflich verabschiedet - und ich war meine Provision los und der Junge seinen neuen Job.
So geht das. Das können natürlich auch Deutsche und Österreicher - nebenbei.
Tun Sie das NIIIEEEEE!!!!!!!!!
Dabei ist das alles so einfach:
Regel Nr. 2. Die Gehaltsverhandlung ist ganz einfach
Antworten Sie doch ganz simpel auf die Frage: "Was wollen Sie denn verdienen?" mit
"Sehen Sie, ich habe an meinem jetzigen Job 5'637'465.- sfr verdient und würde jetzt gerne 500.- sfr mehr haben pro Monat. Ich finde, aufgrund meiner gerade abgeschlossenen Ausbildung und der grösseren Verantwortung in diesem tollen Job bei Ihnen ist das ein vernünftiger Preis, was meinen Sie?"
Tralali: Das ist alles! Wenn Sie eine Sprechhemmung haben, üben Sie halt ein bisschen. Und mit der wichtigen Schlussfrage zeigen Sie Verhandlungsbereitschaft und Niveau. Man kann anfangen zu diskutieren. Wundervoll! Ich finde: Hart sein ist hart, werden Sie soft, zeigen Sie Kompromissbereitschaft. Aber auch Selbstbewusstsein: Kompromissbereit sein heisst nicht, ein Depp zu sein und sich über den Tisch ziehen zu lassen (Das hat man in Deutschland weitestgehend vergessen.).
Geheim-Tipp 1: Bei der Höhe des bisherigen Gehalts dürfen Sie in der Schweiz durchaus ein bisschen arabisch werden und ein paar Prozent draufschlagen. Das nennt man hierzulande seltsamerweise nicht "lügen", das heisst "merte" (zu deutsch: "handeln"). Erzählen Sie bitte, bitte niemandem, dass ich Ihnen das hier empfehle, es kostet mich meinen Ruf / Job / Existenz. Ich muss Clochard werden, wenn meine Kunden das erfahren. Aber es ist besser für Sie.
Ich selbst habe bei meinem ersten Stellenwechsel in jugendlichem Übermut 1'500.- sfr auf den bisherigen Lohn draufgeschlagen. Es herrschte Hochkonjunktur und die wollten mich unbedingt. Ich habe zur Motivation noch 500.- sfr auf meine überrissene Forderung draufgekriegt. Ein Sprung von 2000.- sfr im Monat - ZWAAAIIIITAAAUUUSÄÄÄND!!! Ich bin fast umgefallen. Aber es war mein Marktwert. Ich war vorher massiv unterbezahlt.
Tipp 2 für Deutschland: Nördlich des Rheins wird bei der Bewerbung oft der Lohnausweis verlangt. Oft nachträglich. Das "Merte" kann also ziemlich ins Auge gehen. Vorsicht! In Deutschland weht auch ein etwas rauherer Wind. Man haut einander öfter tüchtig drauf. (Merkt man als Schweizer schon auf der Autobahn!) Ich denke dennoch, dass da auch Menschen sitzen - irgendwie. Und dass alle Menschen auf angenehme, kompromissbereite Verhandlungspartner eher angenehm und nicht mit Knalleshärte reagieren. Das ist der Trick.
Und jetzt kommt natürlich die immerwiederkehrende Frage: Was kann ich denn verlangen, was ist mein Marktwert ?!? Und das ist eine schwierige Frage, denn Sie sind kein Joghurt ...
© 2002 NAVIGAS AG - Die Personalberater für Informatik Finanz Management