DOs und DON'Ts |
Empfehlungen, kleine Patzer und grobe Verfehlungen |
Sich Be-Werben ist Werben - das wissen wir jetzt. Sich Be-Werben ist etwas ausserordentlich Wichtiges, denn es geht um eine neue Stelle und damit um Jahre Ihres Lebens. Deshalb haben Ihre Unterlagen hohen ästhetischen Anforderungen zu genügen. Ist ja logisch, nicht? Also erstellen Sie ein Dossier, das der Bedeutung des Anlasses entspricht:
Ästhetik ist eine Frage des Geschmacks,
und über den lässt sich nicht streiten,
jedenfalls hier nicht!
Und denken Sie an die Zauberformel der Werbung: Werbeerfolg = Verstärker - Langeweiler - Filter und an den Inneren Dialog, den Sie bei anderen Menschen auslösen. Schauen Sie sich Ihre Unterlagen an mit den Augen des Empfängers und beobachten Sie, was Sie bereits beim Auspacken, beim ersten Augenschein darüber denken. Das ist wichtig, denn was uns von Anfang an einen guten Eindruck macht, das kann ja nur 'was Gutes sein.
Und dann stellen Sie die wichtigen Fragen an Ihr Kunstwerk:
- Ist die Sache übersichtlich und klar?
- Findet der Personal-Mensch das, was er sucht, oder 'was anderes?
- Findet er die dicken Fische in Ihrem Werdegang, und zwar sofort? Sind Ihre Vorteile für die Stelle prominent angezeigt?
- Liest man leicht und locker, oder muss man sich alles mühselig zusammensuchen? Sind Ihre Infos Personal-Menschen-konform aufbereitet?
- Was für Gefühle löst Ihr Werk und Ihre Texte aus? Schmunzeln ist gut, Begeisterung ist besser, Langeweile ist schlimm und ein Nein das Ende.
Hier eine Liste von Empfehlungen, aber auch von kleinen Patzern und groben Fehlern. Sie werden gerade bei den letzteren ein paar Mal lachen, aber wir erzählen aus unsrer manchmal erstaunlichen Praxis.
Empfehlungen & DOs
Formales |
- A4-Format, vergessen Sie alles andere, ausser vielleicht in Kreativjobs (Werbung etc.)
- Repräsentatives, handliches Präsentations-Mäppchen, aus dem man die Einzelblätter problemlos herausnehmen kann: Kopierbarkeit.
- Weisses, angenehmes mind. 80 g Papier. Spezialpapier oder Recycling nur, wenn's einen guten Grund gibt, etwa für eine Bewerbung in einer Papeterie, einer Papierrecyling-Firma oder einem Öko-Büro.
- Farbiges oder spezielles Papier nur, wenn's ästhetisch was hermacht.
- Guter Druck, möglichst Laser, Tintenstrahl
- Das Wichtigste zuerst
- Schöne, eher klassische, leserliche Schrift
- Eigene Gestaltung, seien Sie ruhig kreativ (Betonung eher auf ruhig), es gibt wunderschöne Bewerbungen, richtig gut gemacht.
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Anschreiben |
- Geballte Ladung an Verstärkern
- Gedruckt!
- Handschriftlich nur, wenn gefordert!
- Kurz, knapp und präzise, höchstens eine Seite (gilt vor allem für Deutschland: Was Ihr Jungs und Mädels alles zusammenschreibt, meine Güte!)
- Ihre wichtigsten Qualifikationen für die Stelle hervorheben durch Fettdruck, Schrägschrift, als Zwischentitel, als Block etc.
- Erreichbarkeit vermerken: Tagsüber unter... von .. bis..., abends ab... etc. Aber seien Sie dann auch da! Heute übrigens möglichst auch mit eMail, das zeigt Ihre Modernität...
- Bei Grossfirmen: Kurzer, wirklich kurzer Hinweis auf das Inserat, die Stelle; es kann sonst zu Verwechslungen kommen und Sie werden abgelehnt, weil Ihr Dossier für die falsche Stelle geprüft wurde.
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Lebenslauf |
- Kurz, knapp und präzise, aber ausführlich, wo's wichtig wird
- Übersichtlich: Zwischentitel
- Gut gegliedert: Tabellenform, Zwischentitel etc.
- Das Wichtigste hervorheben: Abschlüsse, Qualifikationen, Positionen etc. durch Fettdruck, Schrägschrift oder prominente Plazierung
- Vollgepackt mit gluschtigen Informationen
- Übersicht über Kurse und Ausbildungen, wenn es sich lohnt.
- Für Akademiker: Publikationsliste, wenn es sich lohnt, wenn's als Verstärker wirkt und für die Stelle relevant ist.
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Foto |
- Nur wenn verlangt. Mehr zum Thema Fotografie hier...
- Nur, wenn Ihr Foto als Verstärker wirkt. Lieber gar keins, als ein Schlechtes.
- Obligatorisch für Stellen, in denen das Outfit von Bedeutung ist: Front-Verkauf, Modebranche, Réception, Empfang, TV etc.
- Modern ist auch das gedruckte Digitalfoto direkt aus dem Computer. Zeigt technische Versiertheit. Aber nur bei gutem Druck. Von wegen Erkennbarkeit.
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Handschriftprobe |
- Nur wenn ausdrücklich verlangt, macht sonst zuviel Arbeit, finde ich, für Sie und für den armen Leser.
- Nehmen Sie einen unverfänglichen Text möglichst mit Verstärkerwirkung
- Tinte oder Kugelschreiber auf Normalpapier. Für die Grafologie taugt eigentlich nur Ihre Spontanschrift; gestellte Schönschriften mit Goethetext auf reinweissem Büttenpapier ist für Graphologen wertlos, behaupten sie. Deshalb ist das eher ulkig, wenn sowas verlangt wird, denn...
- ... ganz nebenbei: Grafologie ist Wudu, aber wird halt weithin praktiziert. Verständlich, denn Kaffeesatz oder Hühnerknochen lassen sich nicht gut verschicken.
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Zeugnisse & Beilagen |
- Berufszeugnisse komplett beilegen, alle! Weglassen nur erlaubt, wenn Sie wirklich aus den 20er-Jahren sind.
- Ausbildungszeugnisse: Die wichtigsten Abschlüsse wie Lehre, Hochschule, Diplome!
- Zeugnisse von Kursen von mindestens einer Woche Dauer; Devise: Nur die wichtigsten! Den Rest auf die Weiterbildungsliste.
- Gute Kopien für gute Leserlichkeit
- Berufs- und Ausbildungszeugnisse trennen
- Je älter Sie sind desto eher rückwärts chronologisch ordnen
- Schlank bleiben. Was dicker ist als 0.5 cm ist schon fettleibig und mit Sicherheit überfrachtet.
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Fehlerchen und grobe Böcke / DON'Ts
Formales |
- Dreimal gefaltet von A4 auf A6
- Liniertes, kariertes Papier
- Vorder- und Rückseite bedruckt oder beschrieben. Wer soll das fotokopieren?
- Gebosticht, möglichst mehrfach, verbüroklammert. Wir wollen doch Kopien machen!
- A3-Kopien güldener Urkunden, ojemine.
- Jede Seite in einer eigenen Präsentationshülle. Der Arme, der das 'rausnehmen muss! Oder eine Deluxe-Spezialmappe, möglichst im Überformat. Wer soll das auspacken, wer zurückschicken.
- Gebunden-geklebte Dokumente
- Minischrift für Lupenbenutzer
- Romantisch bedrucktes Ökoline-Papier
- Schillernde oder Pastell-Farben
- Turbo-avantgardistisch-neugotisch-barocke Schrift (die keiner lesen kann!)
- 20 Schriftarten und Grössen auf dem gleichen Dokument
- Unnötige Rahmen, Striche, Raster, Balken, Graphiken, die keiner versteht.
- Alles vollgeschrieben, keine Ränder, keine Aufteilung, kein leerer Platz für das Auge
- Frankiertes Rücksendecouvert beilegen, ein grandioses Zeichen Ihrer Selbsteinschätzung und Ihres Optimismus'!
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Anschreiben |
- In handschriftlicher Doktorschrift ohne Aussicht auf Entzifferbarkeit. Wenn verlangt, dann leserlich - please.
- 08-15-Brief voller Langweiler und Filter
- Hilfegesuch, Klagelied oder übertriebene Selbstbeweihräucherung und Lobgesang
- 3 Seiten-Rede
- Ansammlung nichtssagender Floskeln, hinter denen Sie nicht zu erkennen sind
- Milde oder krasse Lügen
- Namen, Adresse und v.a. Telefonnummer vergessen, hatten wir wirklich schon, wäre sogar ein interessanter Kandidat gewesen, aber er blieb bis heute verschollen und ist sicher heute noch sauer auf mich. Bitte melde Dich...!
- Drei Zeilen Hinweis auf das Inserat, Stellentitel, Firma, Ercheinungsdatum, Stelle, Reg.-Nummer, Adresse des Verlages und Auflage; fast die halbe Seite voll. (hatten wir auch schon)
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Lebenslauf |
- Fliesstext, romaneske Erzählform: "Geboren wurde ich am Neujahrstag im kleinen Örtchen Lützelflüh als drittes Kind meiner verwitweten Grossmutter väterlicherseits... " Denken Sie immer daran: Was interessiert für die Stelle? Das sicher nicht!
- Unwichtiges oder uraltes an der besten Stelle, z.B. Primarschulabschluss zuoberst
- Ostereiersuchen-Spiel: Das Wichtigste unauffindbar versteckt oder vergessen
- Lücken im Lebenslauf
- Zuwenig Infos, so dass der Personal-Mensch verhungert oder zum Dichter wird.
- Katz' & Mausspielchen: Keine Beilagen oder Vermerk "Beilagen werden nachgereicht": Damit haben Sie das Rückfrage- & Antwortspielchen um eine ineffiziente Runde verlängert, die sich die Personal-Menschen kaum mehr leisten können und wollen, also lassen Sie's.
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Foto |
- Mafioso-, Depro-, Finstermann-, Terroristen-Fahndungsfoto
- David-Hamilton-Portrait, möglichst in Übergrösse. Keinen Kitsch, bitte!
- Mehrmals gebrauchtes, verknittertes und vergilbtes Konterfei; sind Sie auch so vergilbt und zerknittert?
- Foto an Büroklammer: Wir hatten schon 'mal einen Stapel von 20 Dossiers, aus denen 3 Bilderchen 'rausgefallen sind. Welche Freude beim Spielchen: Wer könnt's wohl gewesen sein!
- Foto mit vier Bostichklammern angenietet, das killt jedes Kopiergerät und innig Freude kommt auf.
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Handschriftprobe |
- Wie wär's mit Weisheiten von Ho Chi Minh oder Che Guevara zur Stärkung der revolutionären Kräfte??? Vorsicht bei der Textwahl!
- Tintenepos auf Büttenpapier, so Poesiealbum-mässig; wirkt ziemlich antiquiert und entspricht dem geschäftlichen Anlass nur selten.
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Zeugnisse & Beilagen |
- Fettleibigkeit: Legen Sie um Himmels willen nicht alles bei, was Ihnen im Leben widerfahren ist, z.B. jedes Zwischenzeugnis von Berufsschule, Hochschule, die 200-seitige Diplomarbeit, die zwei vollständigen Produktekataloge Ihrer Firma oder jedes Diplömchen von jedem 2-Stunden-Kürsli (das kann bei 50jährigen bald mal ein Regal füllen). Devise: Nur das Wichtigste! Den Rest auf die Weiterbildungsliste. Ballast über Bord! Nehmen Sie das Vorzeigematerial ins Vorstellungsgespräch mit!
- Einzelne Ausbildungs- oder Berufszeugnisse fehlen "zufällig". Wollen Sie wissen, was geschieht mit Lücken im Lebenslauf?
- Miese, kaum leserliche und schon gar nicht kopierbare Kopien
- Berufs- und Ausbildungszeugnisse gemischt und möglichst unsortiert - soll doch der doofe Personal-Mensch selber machen...
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So, und jetzt wird's ernst: Denn wenn Sie alle Tipps befolgt haben, schlagen Ihre Bewerbungen so oft ein, dass Sie ständig zu Vorstellungsgesprächen rennen werden. Wir können das garantieren: In unseren Kursen steigt die Trefferquote regelmässig massiv an, manchmal von 0 auf 100. Das ist kein Werbegag, sondern es stimmt. Trefferquote = Einladung zum Vorstellungsgespräch. Das ist dann der zweite Prüfstein!
Aber so heikel ist es auch wieder nicht. Jetzt steigen wir ein ins Training für erfolgreiche Vorstellungsgespräche!
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