Schau' 'mal in den Spiegel und mache Dir über irgendwas, was Dich schon lange beschäftigt, so richtig Sorgen. Und beobachte Dich dabei. Was siehst Du? Was hörst Du? Was riechst Du? Was geschieht eigentlich?...

Antwort: Nix! Gar nix? Ausser dass Du vielleicht ein bisschen gequält in die Welt hineinschaust, passiert rien du tout da draussen. Es findet nur etwas in Deinem Kopf statt. Das spürst Du als Strom von Gedanken und Emotionen, wie ein Film, nur viel reichhaltiger. Das war's dann aber schon. Daraus folgt:

Unser Gehirn beschäftigt sich intensiv vor allem mit sich selbst.

Es denkt nach, phantasiert, denkt sich Horror- oder Paradies-Szenarien aus, grübelt, strukturiert Infos, stellt sich Fragen und sucht nach Antworten. Mit der Welt draussen hat das meistens wenig bis gar nichts zu tun.

Ein weiser Alter hat 'mal gesagt:

"Ich habe in meinem Leben schon so manche Sorgen und Nöte erlebt, von denen die meisten nie eingetreten sind!"

Beipiel Zukunft: Nehmen wir einmal Deine Gedanken über die Zukunft. Nichts von alledem, was Du da denkst, existiert draussen! Ausser als Gedanken in Deinem Kopf und Gefühlen in Deinem Herzilein. Die sind real. Die Inhalte Deiner Visionen hingegen existieren nicht. Sie könnten vielleicht mal, aber sie tun's nicht.

Beispiel Die Andern: Und erst Deine Gedanken über andere Menschen. Was bilden wir uns nicht alles ein. Was basteln wir uns nicht alles für Erklärungen zusammen über andere Menschen, wer warum was gesagt hat, welche Motive die andern haben etc. etc. Nichts davon stimmt wahrscheinlich. Wer sich selbst einmal ehrlich analysiert, muss zugeben, dass er doch für die meisten Dinge, die er so den ganzen Tag lang tut, selbst kaum klare eindeutige Gründe und Motive hat und vor allem kaum je genau weiss, was er mit seinem Handeln so alles bewirkt und auslöst. Oder planen Sie jeden Blick, jeden Satz, jedes Achselzucken? Das läuft doch fast alles spontan ab.

Aber über andere Menschen und deren Absichten wissen wir dann immer bestens Bescheid: "Der Meier hat das nur gesagt, um mich...",  "die Frau Müller guckt mich immer so an, weil sie... ", "Tante Martha will immer nur das eine..." usw.

Beispiel Ausländer: Und was viele dann erst alles so wissen über "Die Jugoslawen" oder "Die Neger". Schon mal gibt's so ein Ding wie "Den Jugoslawen" oder "Den Neger" nicht, es gibt nur einzelne Menschen, die da und da wohnen oder die die und die Hautfarbe haben. Das war's aber dann schon. Und dann wissen wir fast alles, was wir da so zu wissen meinen, aus zweiter Hand und nicht aus eigener Erfahrung. Also wissen wir's genau so genau, wie eine Geschichte, die uns die Brüder Grimm erzählt haben: Wenn's gut geht, aus einem Buch, heute leider meistens aus verantwortungslosen Medien vom Schlage BILD, BLICK, RTL, PRO7 und SAT1 - geniale Geschichtenerzähler der Postmoderne.

Beispiel Du selbst:  Und was bilden wir uns nicht alles über uns selbst ein: "Ich bin schön, hässlich, mein Bauch ist zu dick, meine Beine zu kurz. Dieses und jenes kann ich nicht. Ich bin schüchtern, draufgängerisch. Ich bin wichtig. Ich bin ein Individuum. Ich bin etwas Spezielles. So wie mir geht's niemandem auf der Welt. Mein Leben ist schön oder grauenhaft. Ich bin sprachlich unbegabt. etc. etc. " Das meiste ist falsch. Garantiert.

Was wir denken, ist aus einem anderen Material, ist eine andere Realität, als das, worüber wir nachdenken. Und nur die Tatsache, dass wir über etwas nachdenken und das Gefühl haben, das Ding existiere und sei wahr, beweist keinerlei Existenz und Wahrheit  - von gar nichts.