STELLENINSERATE RICHTIG LESEN
Warum man sich nicht wundern soll,
wenn der Eskimo den Kühlschrank nicht will...


Stelleninserate sind die Arbeitsmarkt-Werbung der Unternehmen. Hier regiert also auch die berühmte Erfolgsformel für Werbung. Damit Sie sich überhaupt auf die richtigen Stellen bewerben, müssen Sie sie richtig und kritisch lesen lernen.

Um auf den informativen Gehalt eines Inserates zu stossen, gehen wir sie am besten mit AIDA-Adleraugen durch. Die AIDA-Formel der Werbung - ein alter Hut, aber trotzdem gut - bedeutet nichts anderes, als dass Werbung...
  1. A = Attention, also Aufmerksamkeit erregen muss, um überhaupt wahrgenommen zu werden. Dazu dienen graphische Elemente, Grösse, Farben, Bilder, Lautstärke etc.

  2. I = Interest, also Interesse beim Hörer/ Leser / Zuschauer erwecken muss, um überhaupt aufgenommen zu werden; der Konsument muss rasch einmal merken, dass es um ein Thema seines Lebens geht.

  3. D = Desire, also ein Bedürfnis, einen Wunsch auslösen muss, den der Konsument schleunigst erfüllen will; hier geht's ums eigentliche Angebot: Ein gluschtiges Produkt, eine hilfreiche Dienstleistung, eine tolle Stelle etc.

  4. A = Action, also eine Handlung auslösen muss, mit der der Konsument seinen Wunsch auch erfüllen kann; dazu dienen Kontaktadressen, Bestellscheine, Telefonnummern etc.


AIDA-Übung: Stellen lesen mit AIDA-Augen



Lesen Sie dieses Inserat durch und gliedern Sie es nach dem AIDA-Prinzip. Markieren Sie mit Farben die Elemente und Textteile nach Attention, Interest, Desire und Action. Sie werden merken, dass der meiste Platz und der meiste Text nicht der Information dient, sondern der Werbung pur. (Man wirbt um Sie, tirili!)

Für Sie ist es wichtig, die wesentlichen Elemente für Ihre Bewerbung herauszufiltern. Je präziser Sie das machen, umso besser sind Sie auch schon auf ein Vorstellungsgespräch vorbereitet.

 Stellen Sie dem Inserat also folgende Fragen:


Und schliesslich die entscheidende Frage:

  1. Wenn ja, dann los! Wenn nein, dann fragen Sie sich:

  2. Gibt es eine Möglichkeit, trotz fehlender Fähigkeiten oder Persönlichkeitsmerkmalen den Personalmenschen von meinen sonstigen Vorzügen zu überzeugen?

    Wenn, ja, dann los!

    Wichtig ist: Je mehr Sie von der Ideallinie entfernt sind, desto mehr müssen Sie sonst noch bieten und argumentieren, damit ein Personalmensch Sie nicht fallen lässt. Lassen Sie sich durch nicht erfüllte Kriterien nicht entmutigen, hauen Sie halt umso mehr auf den Putz und streichen Sie Ihre sonstigen Vorzüge heraus.

  3. Wenn überall nein, dann lass' es sein... Dann sind Sie der Bäcker, der Säue schlachten will. Und das mag der Metzger gar nicht!

So macht's der Personalmensch:

Normalerweise wird in den Unternehmen ein Stellenbeschrieb angefertigt, in dem Tätigkeiten und Anforderungen genau aufgeführt sind. Und die Anforderungen sind unterteilt in:

  • Musskriterien, die absolut unverzichtbar sind!
  • Sollkriterien, die sehr wichtig, aber zur Not verzichtbar sind
  • Wunschkriterien, die toll wären, wenn sie jemand auch noch erfüllen würde. Nice to have!

Aufgrund dieser Liste macht der Personalmensch sein Inserat.

Und dann wird jedes Dossiers verglichen und kommt in den richtigen Topf: EIZULAS, JOKERS und KNIFs - aber das kennen Sie ja.

Tipp 1:
Seien Sie nicht allzu streng! Denken Sie immer daran: Personalmenschen wollen die Stelle optimal besetzen und schreiben das oft auch in den Inseraten. Deshalb sind in den Inseraten alle Menschen 30, männlich, haben ein Topausbildung, 20 Jahre internationale Berufserfahrung, sind jung, dynamisch und flexibel und sprechen mindestens vier Sprachen perfekt und wollen fast nichts verdienen...

Denken Sie eher daran, worin die Aufgabe besteht und ob Sie sie erfüllen können. Das hängt weder vom Geschlecht noch vom Alter noch von sonstigen unwichtigen Details ab, sondern einzig allein von Ihren Fähigkeiten und Ihrer Persönlichkeit! (Kleiner Wink an die Personalmenschen...)

Tipp 2: Wenn Sie nicht alle Kriterien erfüllen, aber es trotzdem wagen wollen, dann tun Sie's! Insbesondere grössere Firmen haben ja jenste Stellen zu besetzen und haben immer Interesse an guten Angeboten. Und wenn Sie sich perfekt anbieten, dann werden Sie vielleicht nicht für diese, aber für eine andere Stelle eingeladen!

Tipp 3: Wichtig bei der Beantwortung der Fragen ist auch, dass Sie wirklich auf den Text achten, der vor Ihnen liegt und das interpretieren, was da steht, dass Sie nichts hinzudichten und mit Ihren Erfahrungen ergänzen.

Bei der Diskussion des obigen Inserates in unseren Seminaren kommen nämlich etwa folgende, sich ausschliessende Ansichten über diesen Job heraus:

Das kann ja wohl nicht alles gleichzeitig zutreffen.

Tipp 4: Wenn Sie auf ein interessantes Inserat mit Unklarheiten stossen - und das wird bei vielen der Fall sein, weil viele Inserate einfach schlecht gemacht sind! - dann rufen Sie ungeniert an und klären Sie Ihre Fragen - zwei drei, nicht tausend! Ein guter, knapper, aber präziser Anruf ist nicht etwa lästig, sondern für beide Seiten wünschenswert: Sie können sich schon 'mal einen Namen machen und einen Riesenverstärker landen. Und die Personalmenschen haben Sie schon 'mal gehört und einen ersten guten Eindruck gewonnen.


Kleiner philosophisch-psychologischer Ausflug


Es ist schon erstaunlich, was wir alles mit Informationen machen, vor allem, wenn wir keine kriegen. Es ist nämlich sonderbar mit uns: Wenn wir Informationen vorenthalten bekommen, dann ergänzen wir die Wirklichkeit vor uns durch Erfahrungen in uns. Wir dichten etwas dazu, so wie wir denken, dass es sein könnte. Die Wahrnehmung und die Ergänzungen zusammen ergeben erst die Welt, wie wir sie uns vorstellen. Komisch nicht! Wie kommt jemand darauf, dass die Stelleninhaberin in obigem Inserat schwanger geworden ist? Steht doch nirgends!

Das heisst: Unsere subjektive Welt ist naturbedingt immer falsch oder zumindest nicht ganz richtig. Das läuft ganz spontan ab und ist sehr hilfreich, wir machen uns so einen Reim auf die Welt. Aber bei Irrtümern ist das sehr gefährlich. Der grösste Teil dessen, was wir über die Welt denken und wie wir sie sehen, ist aus unseren Erfahrungen, Erinnerungen und Erwartungen zusammengedichtet und komponiert und das Wenigste davon existiert draussen in der Welt wirklich.

Denken Sie nur einmal daran, was wir alles über "die Japaner" oder über "Afrika" oder über "Die Schwarzen" zu wissen glauben. Und wer war denn wirklich schon dort, hat dort gelebt und die Menschen kennengelernt? Wer hat denn schon eigene Erfahrungen gemacht und nicht alles, was er zu wissen glaubt, aus zweiter Hand zusammengebastelt?

Denken Sie mal ein bisschen drüber nach, ist noch interessant, nicht nur beim Stelleninserate lesen. Wenn Sie die AIDA-Analyse und die MSW-Kriterienliste (Muss-Soll-Wunsch) erstellt haben, dann geht's um die Umsetzung Ihrer Erkenntnisse in ein treffendes Anschreiben!

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