DIE UMSETZUNG IN TREFFENDE ANSCHREIBEN |
Sehr geehrte Frau Recrutti:
Ich denke, ich habe Ihnen für Ihre Position als Sekretärin des Abteilungsleiters Steuern und Recht viel zu bieten.
- 4 Jahre Treuhanderfahrung in verwandter Position
- Perfektes Deutsch (ab Stichworten), gutes Französisch und Englisch
- Einen seit Jahren sehr zufriedenen Chef
- Sehr gute Kenntnisse Windows 95 und Word 6
Anbei meine Unterlagen. Interessant für Sie dürfte vor allem mein First Certificate, die verschiedenen Computerkurs-Zeugnisse sowie das Zwischenzeugnis meines jetzigen Arbeitgebers sein. Ich freue mich auf das Gespräch mit Ihnen. Weil ich im Geschäft nicht gut zu erreichen bin und abends gerade einen Super-Computerkurs besuche, werde ich Sie am kommenden Dienstag telephonisch kontaktieren. Bis dahin verbleibe ich
Das mit den Computerkenntnissen, die nicht im Inserat gefordert waren, das hat Treulinde in einem knappen Telefongespräch erfahren und sich damit einen zusätzlichen Vorteil verschafft. Mit diesem Anschreiben und dem Telefonat wird Treulinde eingeladen. Bombensicher!
So wird's gemacht. Wenn man wirklich passt! Was aber, wenn nicht?
Standardeinwand Alter
Wenn Sie das Gefühl haben, Sie seien zu alt für eine Stelle, dann ist das vor allem auch Ihr Problem. Lassen Sie sich von Altersangaben in Inseraten nicht beeindrucken. Es gibt nur wenige Stellen, die wirklich altersabhänig sind. So können Sie etwa nicht Model werden in einer Seniorenzeitung, wenn Sie nicht über 60 sind.
Alt sein ist grösstenteils ein subjektives Problem. Wir haben in unserer Personalberatungs-Praxis schon so viele objektiv alte Leute vermittelt, die vor Vitalität fast explodiert sind, und schon so viele objektiv junge Leute nicht vermittelt, die vor Schlafmützigkeit fast schon tot waren!
Ich mag das Märchen von "Ab fünfzig keine Chance mehr!" nicht mehr glauben. Der Erfolg liegt in etwas Anderem. Erfolg liegt an der Überzeugung, der Konzentration und Energie, mit der wir Dinge tun. Aber eben auch an den Bedenken und Ängsten, die uns daran hindern, und an den vielen Selbstboykott-Mechanismen, die uns das Leben verbauen.
Wer selbst schon weiss, warum etwas nicht geht,
muss sich nicht wundern,
wenn er niemanden davon überzeugen kann!
Isn't it??? Natürlich ist es heute ab fünfzig weniger einfach, eine Stelle zu finden, aber es gibt Mittel und Wege, es eben doch zu schaffen. Die müssen Sie ergreifen und dann sind Sie dabei:
Beipiel 2: Henriette Frühling schreibt:
Sehr geehrte Frau Recrutti:
Gerade wegen meines ungeheuer hohen Alters (Ich bin uralt, nämlich 54!) habe ich Ihnen neben einschlägigen Berufserfahrungen einiges zu bieten, was eben nur Menschen meiner Generation zu bieten haben:
- Grosse persönliche, langfristige Stabilität, Konstanz und Ausgeglichenheit
- Anpassungsfähigkeit auch an anspruchsvolle Chefs
- Gehaltsvorstellung des Marktes, nicht des Alters
Und darüber hinaus das Selbstverständliche:
- 25 Jahre Erfahrung als Sekretärin und kaufmännische Assistentin; ich weiss also, worum es geht
- Im Geschäftsleben erprobtes Deutsch, Französisch und Englisch
- Nur zufriedene und administrativ völlig entlastete Chefs
- Sehr gute Computerkenntnisse verschiedenster Systeme; denn ich bin Neuem gegenüber nicht nur aufgeschlossen, sondern gehe aktiv drauf los.
Ich werde Sie gerne bei einem Vorstellungsgespräch davon überzeugen. Anbei meine Unterlagen. Sie erreichen mich unter 031 / 56 56 56 tagsüber oder 031 74 74 74 am abend ab 19.00 Uhr. Ich freue mich auf Ihren Anruf...
Die gute Frau Frühling packt die möglichen Alters-Bedenken der Personalmenschen beim Schopf und kontert gekonnt und verstärkend mit ein bisschen Selbstironie, Humor, aber vor allem auch mit Reife und Souveränität. Da weiss doch jemand wirklich, wovon sie spricht. Mit diesem Brief wird sie nicht immer, aber auf jeden Fall mehr Erfolg haben, als mit einer 0-8-15-Lösung, mit der sie mit Sicherheit durch die Routine-Auswahlkriterien fällt.
Mit diesem Brief wird sich manch ein Personalmensch sagen: "Herrgott, warum soll ich mir diese Frau nicht 'mal ansehen! Sie hat ja wirklich recht, da haben wir endlich 'ne langfristige Lösung für den Meier - der wird sich freuen!" Und dann noch ein überzeugendes Telefongespräch - das kann doch nur klappen.
Standardeinwand fehlende Erfahrung
Wenn Sie ein Muss-Kriterium nicht erfüllen, dann wird's schwieriger. Dann stellt sich als erstes die Frage, ob das überhaupt der richtige Job ist für Sie. Wenn Sie das immer noch glauben, gibt's nur eine Lösung: Sie legen dem Personalmenschen dar, dass das Defizit ganz schnell aufgeholt ist, denn Sie haben die entsprechende Weiterbildung schon begonnen oder so...
Beipiel 3: Fränzi Weissnix schreibt:
Sehr geehrte Frau Recrutti:
Ich biete fast alles und bald noch mehr, als Sie von der neuen Sekretärin für den Leiter Steuern & Recht erwarten:
- 4 Jahre Treuhanderfahrung in verwandter Position
- Perfektes Deutsch (ab Stichworten)
- Einen seit Jahren sehr zufriedenen Chef
- Sehr gute Kenntnisse Windows 95 und Word 5
Seit Januar bin ich daran, meine jetzt schon ganz passablen Französisch- und Englischkenntnisse auf ein gutes Niveau zu bringen:
Anbei meine Unterlagen. Interessant für Sie dürften vor allem die verschiedenen Computerkurs-Zeugnisse sowie das Zwischenzeugnis meines jetzigen Arbeitgebers sein.
Ich freue mich auf das Gespräch mit Ihnen. Weil ich im Geschäft nicht gut zu erreichen bin und abends meine Sprachkurse besuche, werde ich Sie am kommenden Dienstag telefonisch kontaktieren. Bis dahin verbleibe ich
Die liebe Fränzi Weissnix ist nicht auf den Kopf gefallen und weiss ganz schön viel. Hier wird aus einem Defizit ein Verstärker gemacht. Denn dass diese Frau Initiative hat, dürfte jedem klar sein. Und das sucht Frau Recrutti: Jung, dynamisch, noch lernwillig etc. Also einladen...
Sie sehen: Es gibt viele Möglichkeiten, den Dingen der Welt ein bisschen nachzuhelfen. Dass man dabei aktiv sein muss, versteht sich von selbst.
Wer unserer Welt tatenlos zusieht,
darf sich nicht wundern, wenn sie an ihm vorbeizieht.
Soviel zu den Stelleninseraten aus der Tagespresse und die Art und Weise, darauf erfolgreich zu reagieren.
Die meisten freien Stellen allerdings werden gar nicht inseriert. Das ist logisch. Inserieren ist teuer, also versucht man's immer erst 'mal auf die billigere Art. Deshalb gibt es den grossen grauen Stellenmarkt und neuerdings auch das Internet. Der graue Markt ist viel grösser als der öffentliche in den Zeitungen und darf deshalb bei der Stellensuche auf gar keinen Fall ignoriert werden, sonst ist man selber schuld!
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