KÖRPERSPRACHE |
Was Sie alles sagen, ohne ein Wort zu sprechen |
Wie funktioniert Körpersprache: Die drei Hirne im Kopf
Ein bisschen Biologie und Evolutionslehre am Anfang:
Vor 500 Millionen Jahren hat der liebe Gott die Reptilien gemacht und Ihnen ein Stammhirn gegeben. Das "Ihnen" ist bewusst gross geschrieben, denn was ein Krokodil im Kopf hat, das haben auch Sie im demselben. Es ist das gleiche Gehirn, das dem Krokodil seine Reflexe, seinen Hunger, seine Atmung und seine Sexualität gibt wie bei uns. Tse, tse, tse. Genetisch gesehen haben wir ohnehin etwa 50 Prozent identische Codes mit den Krokis.
Vor rund 200 Millionen Jahren hatte derselbe liebe Gott den Einfall mit den Säugetieren und hat die Mäuse gemacht und so. Und er hat ihnen / Ihnen das Kleinhirn und mit der Zeit auch immer mehr Grosshirn gegeben. Mäuse und Menschen haben da ebenfalls die gleichen Gehirne im Kopf. Wenn wir Dinge sehen und hören, Gefühle entwickeln und gewisse Dinge lernen können, dann hat das mit dem Kleinhirn zu tun, das ziemlich identisch ist bei allen Säugern.
Und dann begann das mit dem Grosshirn, dessen Entwicklung erst seit 50'000 Jahren abgeschlossen ist. Mit den Schimpansen, die auch über ein schönes Grosshirn verfügen, haben wir mindestens 95 Prozent des genetischen Codes gemeinsam. Stellen Sie sich das vor: Affen sind uns zu 95 Prozent verwandt, fast so nahe wie Onkels und Tanten, in gewissen Fällen vielleicht sogar noch näher. Ich jedenfalls habe eine Tante, da bin ich mir nicht so sicher...
Schimpansen sind also unsere Brüderchen und Schwesterchen. Wenn wir uns dann noch vorstellen, wie wir mit unseren Artgenossen umspringen, dann gute Nacht...
Der Affen-Mensch, der da vor 50'000 Jahren Feuerchen machte, ist biologisch mit uns identisch. Ötzi ist ein alter Bruder. Würd' er heute leben, wär' er vielleicht Metzger oder Pfarrer oder so.
Aber von Sprache konnte vor 50'000 Jahren wohl noch keine Rede sein. Aber - und das ist nun der Gag, denken Sie ja nicht, die Jungs und Mädels hätten sich damals nicht unterhalten. Die haben sich bestens unterhalten! Und zwar mit uralten, über Jahrmillionen ausgezeichnet erprobten Kommunikationsmustern, mit Bewegungen, Gebärden, Haltungen, Grimassen, Lauten, Gurren, Quieken, mit Reflexen etc. Und das hat bestens funktioniert. Man kommunizierte mit dem ganzen Körper und wurde verstanden. Man konnte damals allerdings sehr schwer lügen! Körpersprache ist ehrlich! Meistens!
Und dann kamen die Schweizer, die Deutschen und die Österreicher usw. und erfanden noch ein bisschen Kultur-Körpersprache dazu. Aber nur noch ein bisschen. Für unser Thema ist höchstens wichtig, das auch diese Kultur-Körpersprache auf jeden Fall immer schon da war und älter ist als Sie und ich. Was soll's. Wir haben das einfach mit der Muttermilch eingesogen. Wenn Sie jemandem ein Zeichen geben, zu Ihnen zu kommen, winken Sie z.B. genau umgekehrt wie die Araber. Das ist fast in Fleisch und Blut.
"Und warum erzählen Sie mir diese tolle Theorie?" (die übrigens nicht von mir, sondern von viel gescheiteren Leuten ist, und vor allem keine Theorie, sondern erhärtetes Naturwissenschafts-Wissen.) Ja warum?
Damit Sie mir glauben, was ich da erzähle, machen wir ein paar kleine Spielchen. Einverstanden?
Sie müssen sich nicht auf die äussere Körpersprache konzentrieren, sondern Ihr inneres Befinden trainieren.
Dann kommt die richtige Körpersprache von selbst!
That's it!
Daraus folgt als erstes, was Sie alles nicht tun sollten...
1. Hüten Sie sich davor, das zu glauben, was Ihnen viele Management- und Stellensuch-Trainer dummerweise einzubleuen versuchen: Hüten Sie sich davor, blöde Handbewegungen zu trainieren und einzusetzen, das nimmt Ihnen im wahrsten Sinne des Wortes kein Affe ab. Es funktioniert nie und nimmer - ich weiss, wovon ich rede. Ich seh' die gequälten Flops jeden Tag!
Konkret: Lassen Sie sich nicht einreden, die Hände müssten auf dem Tisch liegen, damit Sie die Stelle kriegen. Dann liegen die Hände zusammen mit Ihrer ganzen Aufmerksamkeit auf dem Tisch, ineinandergekrallt, blutentleert, mit weissen Knöcheln und verraten alles über Ihren Zustand. Und früher oder später werden Sie's nicht mehr aushalten und sich ans Kinn fassen, im Gesicht herumfingern oder einen Kugelschreiber malträtieren - klick - klick - klick - klick - klick - klick - klick.
2. Blickkontakt ist wichtig! Aber halten Sie ihn um Gotteswillen nicht krampfhaft, wenn Sie's nicht ertragen. Sie kennen selbst die tränigen, angestrengten Augen eines Menschen, der Sie mit grösster Mühe fixiert, mit aller Aufmerksamkeit bei seinen eigenen Augen und sonst nirgends mehr. Das wirkt ja so etwas von unsicher und jämmerlich.
3. Bemühen Sie sich nicht krampfhaft, die Hände nicht in die Hosentaschen zu stecken. Stecken Sie die Hände ruhig 'rein, wenn's Ihnen dabei wohler ist. Kein vernünftiger Mensch engagiert Sie wegen dieser Knigge-Verletzung heutzutage nicht. Ich habe schon viele Redner gesehen, die sich einen Pfifferling um sogenannte Anstandsregeln gekümmert haben, und viele andere, die hatten das gesamte Knigge-Repertoire perfekt im Griff. Die ersten waren die Besseren!
4. Studieren Sie keine lässig-coolen Sitzhaltungen ein. Denn was da so locker aussehen soll, wirkt meistens ausgesprochen steif, angestrengt und gespielt. Damit erreichen Sie genau das Gegenteil dessen, was Sie wollten: Sie wirken unsicher!
5. Üben Sie keine laute, starke Stimme ein, Sie werden Sauerstoffprobleme bekommen, wenn's nicht Ihrem Naturell entspricht. Sie verbrauchen viel zu viel Luft und ersticken tendenziell daran. Das wirkt alles andere als sicher und spontan.
6. Studieren Sie auch kein fulminantes Türöffnungs- und Händeabquetsch-Ritual ein. Den gepresst dynamischen Eindruck werden Sie nicht über die nächste Stunde retten können, wenn Sie nicht wirklich dynamisch sind.
Und jetzt werden Sie sagen. "Ja um Gottes willen, jetzt ist das alles nix, was ich bisher so einstudiert und gelernt habe?" Und ich sage: "Genau!" Und Sie sagen: "Ja, und was soll ich tun?" Und ich sage Ihnen folgendes:
Hier kommt, was Sie alles tun können...
Sorgen Sie dafür, dass Sie sich wohl fühlen im Vorstellungsgespräch, sorgen Sie für Ihre innere Sicherheit.
Hand auf's Herz: Wo kommt denn die Nervosität und Unsicherheit eigentlich her, die sich dann in so schlechter Körpersprache äussert wie Nasenbohren, Schwitzen, Bleichwerden, Zittern, Löcher-in-die-Decke-starren etc.?
Gegen all das ist ein Kraut gewachsen, das recht schnell wirkt. Beim letzten Punkt geht's ein bisschen länger. Wenn Sie glauben, Probleme mit Ihrer Körpersprache und Ihrer Nervosität zu haben, nehmen Sie sich folgende Tipps zu Herzen, aber wirklich!
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